Fotos: Andreas Handschin / Martin Thomann
MRB Bergtour: Jura, Vallée de Joux vom 15./16. September 2023
Freitag, 15.9.
Schon um 07‘15 Uhr besammelten sich auf dem Bahnhofplatz die zwölf Teilnehmer der Bergtour, die uns dieses Jahr Richtung Westen in den Waadtländer Jura führen sollte. Mit der S24 ging es nach Zürich HB, wo wir den Intercity Richtung Genf im hintersten Wagen bestiegen. In weniger als zwei Stunden erreichten wir nach kurzweiliger Fahrt mit schönen Ausblicken auf den Bieler- und Neuenburgersee Yverdon-les-Bains, um danach durch die weite Ebene der Orbe über Cossonay und durch die abwechslungsreiche Juralandschaft an den Lac de Joux zu gelangen. Um 11’15 Uhr stiegen wir dann an der kleinen Station unseres Aufenthaltsortes, Le Rocheray, aus und erreichten nach wenigen Minuten und bei blauem Himmel das am See gelegene Hotel Bellevue.
Nachdem wir unser Gepäck abgelegt hatten, gönnten wir uns zuerst einen Kaffee, der überraschend von Martin Thomann unserem Tagesgast gespendet wurde. Mit leichten Rucksäcken bepackt, orientierte uns dann Wädi über die Wanderung, die uns auf der anderen Seeseite Richtung Mont Tendre führen sollte.
In froher Erwartung marschierten wir dem Uferweg entlang und weiter durch ein Naturschutzgebiet nach L’Orient, wo schon ein längerer Aufstieg auf einem Fahrsträsschen auf uns wartete und einen grösseren Teil der Gruppe dazu verleitete, eine Abkürzung zu nehmen. Diese erwies sich jedoch schon bald als Umweg, marschierten wir doch in die falsche Richtung. Mit Hilfe von Karte und Wandermobil fanden wir dann die richtige Fährte, die jedoch über unwegsames Gelände durch Kuh- und Pferdeweiden zum markierten Wanderweg führte. Dabei zeigte sich ein Pferd sehr interessiert an einem Teilnehmer und wurde sogar ziemlich aufdringlich. Froh, den Pferden heil entronnen zu sein, retteten wir uns über den schützenden Zaun. Nun folgte ein steiler Aufstieg, den Remo in direkter Linie und mit scheinbarer Leichtigkeit überwand. Für unsere beiden ältesten Wanderer, Armin und Fritz, war dies jedoch eine grössere Herausforderung, die sie aber in sportlicher Manier meisterten.
Bald war schon die «Ferme du Chef» mit dem Rest der Gruppe in Sichtweite, so dass uns nichts mehr halten konnte. Unweit dieser legendären «Ferme du Chef», wo das Ziel der OL-Europameisterschaft 1964 lag, liessen wir uns zu einer Mittagspause und für Karl zu einem Nickerchen nieder. Nach dieser Stärkung ging es auf einem abwechslungsreichen, aber leicht ansteigenden Weg über Wiesen und Waldstücke hinauf. Nach einer weiteren kurzen Pause erblickten wir wieder offeneres Gelände, wo wir bei «Quatre Puits» mit seinen vier grossen in den Boden eingelassenen Regenwasserbrunnen vorbeikamen. Bald erreichten wir bei «Croset au Boucher» auf 1476 Meter den höchsten Punkt unserer Rundwanderung und konnten wieder abwärts nach «Les Bioux» marschieren. Auf dem Abstieg, auf welchem sich schon gewisse Ermüdungserscheinungen zeigten, wurden wir im Abendlicht mit einem wunderbaren Ausblick auf den Lac de Joux belohnt.
Alle waren froh, nun den Bus nach Le Sentier zu besteigen und danach den Zug nach unserem Ausgangsort zu nehmen. Bevor wir im Hotel Bellevue die Zimmer beziehen
konnten, lud Wädi zu einer Erfrischung auf der gedeckten Terrasse ein. Auch hier durfte ein zackig vorgetragener Turnerklatsch nicht fehlen. Der Zimmerbezug vollzog sich schnell und problemlos und die sogenannten «einfachen» Zimmer waren überraschend gross und gut ausgestattet.
Schon bald sassen die zwölf Männerriegler im Restaurant und studierten eingehend die Menükarte. Die meisten waren vom Fischmenü (Egli-, Hecht oder Forelllenfilet) angetan und genossen dazu einen Tropfen Chasselas. Auch ein Dessert mit französischer Patisserie durfte nicht fehlen und die Stimmung war auch dann noch freudig als Wädi die Rechnung präsentierte.
Ein schöner und erlebnisreicher Tag ging zu Ende und man freute sich aufs Bett.
Samstag, 16.9.
Nach einer mehr oder weniger erholsamen Nacht trafen wir uns zum reichhaltigen Frühstück. Bei leichtem Regenfall machten wir uns danach zügig zur kleinen Bahnstation auf, wo der Zug uns auf der bekannten Strecke nach Le Pont brachte. Nach kurzer Wegstrecke dem See entlang ging es zunächst steil bergauf, was uns schon ins Schwitzen brachte. Darauf führte uns ein breiter Weg ziemlich sanft in Richtung Dent de Vaulion. Es gab jedoch Unentwegte, die auch hier lieber Abkürzungen nahmen, allen voran Thuri, der es als erster auf die 1482 m hoch gelegene Dent de Vaulion schaffte. Die meisten Männerriegler zogen es jedoch vor, ihre Rucksäcke im Chalet de Vaulion zu lassen und leichten Fusses auf dem Wiesenweg den höchsten Punkt zu erreichen, wo sie trotz Wolken mit einer fantastischen Aussicht auf die Alpen und das Vallée de Joux belohnt wurden.
Auf der Aussichtsplattform, wo das Panorama ausgiebig studiert und kommentiert wurde, stellten sich die Männerriegler für ein Gruppenfoto auf. Im Restaurant «Chalet de Vaulion» ging dann Remos spontaner Wunsch nach einem Fondue dank der flexiblen Wirtin in Erfüllung. Kurz darauf sass man in froher Runde um drei dampfende Caquelons und genoss ganz nach dem Motto «FIGUGEGL» das feine Fondue à la Vaudoise mit einem Glas Chasselas.
Es folgte ein recht rutschiger Abstieg, der jedoch dank Wanderstöcken von allen mehr oder weniger gut bewältigt werden konnte, zur Busstation Pétra Félix. Wädis Zeitplan ging auf, so dass wir nach kurzer Pause den Bus nach Romainmotier besteigen konnten. In wenigen Gehminuten gelangten wir ins historische Zentrum des Städtchens und in den Klosterbezirk. Dort trug uns Wädi vor schöner Kulisse die Entstehungsgeschichte der Klosterkirche vor, die als älteste der Schweiz gilt und im 5. Jahrhundert durch Saint Romain gegründet wurde.
Nach diesen interessanten und spannenden Ausführungen stand uns noch genügend Zeit zur freien Besichtigung der Klosteranlage und der Abteikirche, die jedoch noch durch eine Hochzeit belegt war. So zogen es die meisten vor, sich zunächst im «Maison du Prieur» eine Stärkung zu genehmigen.
Schnell verging die Zeit an diesem beschaulichen und ruhigen Ort und wir brachen wieder zur höher gelegenen Busstation auf, um mit Postauto und Zug in Yverdon-les-Bains den Intercity nach Zürich zu erreichen.
Die Schläfrigkeit, die sich über einige Männerriegler gelegt hatte, wurde jäh unterbrochen, als in Solothurn ein Damenchor zustieg und wir etwas Platz schaffen mussten. Schon bald unterhielt man sich und erfuhr vom Vereinsausflug in die Verenaschlucht und nach Solothurn. Der allgemeine Wunsch, von den «Pepper Voices» aus Goldau SZ ein Lied zu hören, wurde sodann erfüllt. Die zwanzig aufgestellten Sängerinnen trugen in der Art eines Flashmobs ein poppiges Stück vor, das im ganzen Bahnwagen eine tolle Stimmung verbreitete und mit einem doppelten Turnerklatsch erwidert wurde. Dieses Highlight war nicht mehr zu steigern, so dass wir entspannt unsere Fahrt nach Zürich HB fortsetzen konnten.
In Bassersdorf angekommen verdankte Richi im Namen der Tourengruppe die schöne Reise ins Vallée de Joux und die vorzügliche Organisation von Tourenleiter Wädi mit einem letzten Turnerklatsch. Darauf nahmen die Teilnehmer zufrieden und gespannt auf die nächste Bergtour den Heimweg unter die müden Füsse.
Andreas Handschin
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